Andacht

„Wenn die Last der Welt dir zu schaffen macht, hört er dein Gebet."

Liebe Gemeinde,

wie lange können sie die Luft anhalten? Als Jugendlicher habe ich reichlich eine Minute geschafft. Das gelingt mir schon lange nicht mehr. Perlentaucher sollen bis zu drei Minuten und sogar länger ohne Luft auskommen - aber sie sind in der Regel nicht besonders alt geworden. Je größer die körperliche Belastung ist, desto intensiver müssen wir atmen. Spätestens nach fünf Minuten ohne frischen Sauerstoff in der Lunge besteht akute Lebensgefahr. Eine Ohnmacht tritt schon viel eher ein.

Diese Erfahrung gilt auch für unseren Glauben. Beten ist das Atmen des Glaubens.

Wir atmen in der Regel unbewusst ohne längere Pausen. Mit unserem Beten könnte es ähnlich sein. Beten kann zu einer inneren Lebenshaltung werden. Wie oft am Tag hab ich doch Grund, Gott „Danke" zu sagen: Für die Schönheit der Schöpfung, für Bewahrung im Straßenverkehr, für ein freundliches Lächeln und eine nette Begegnung, für etwas, was mir gut gelungen ist oder geschenkt wurde. Und wie oft schreie ich spontan um Hilfe: Weil mir etwas nicht gelingen will, weil alles zu viel ist, weil ich Angst habe, weil mir die Nachrichten aufs Gemüt schlagen ... Oft habe ich auch Grund, um Vergebung zu bitten: „0 Herr, erbarme dich!"

Natürlich ist es wichtig, dass wir uns auch ganz bewusst Zeit nehmen um zu beten. Manchmal fällt mir dann gar nicht gleich etwas ein, wofür ich beten könnte ... Aber mit der Zeit wird es immer mehr: Die Familie, die Arbeit, die Gemeinde, Kranke, Frieden unter uns und in der ganzen Welt, die vielen persönlichen Aufgaben und Sorgen ...

Aus all dem darf ich ein Gebet machen und mich am Dichter von Psalm 66 orientieren: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet."

Ihr/Euer Pfarrer Friedrich Scherzer